Gemeindeverwaltungsverband Hardheim-Walldürn - Geopunkt Burg Schweinberg

Im Hochmittelalter war die markant auf einem Muschelkalk-Felssporn thronende Burganlage aus dem 12. Jahrhundert von zentraler Bedeutung in der Region. Die Herren der Burg, die Edelfreien von Schweinberg (Swenenburg) traten in dieser Zeit häufig als kaisertreue Urkundenzeugen auf Hof- und Reichstagen auf. Sie standen in enger verwandtschaftlicher Beziehung zu den Grafen von Wertheim sowie den Herren von Boxberg und Dürn. Im Jahr 1168 starb das Geschlecht im Mannesstamm aus.

Der Besitz wurde unter den genannten verwandten Geschlechtern geteilt, die Schweinburg ging als Eigenbesitz an die Herren von Boxberg. Mehrmals wechselte die Burg aufgrund von Erbteilungen den Besitzer. Durch ein Tauschgeschäft wurde sie Lehensbesitz des Würzburger Hochstifts. Unter Konrad Rupertus von Boxberg wurde das würzburgische Erbkämmerer-Recht auf Schweinberg übertragen. Die Ehe des Konrad Rupertus mit der Tochter des Grafen von Wertheim blieb kinderlos. Das Burglehen Schweinberg sowie das damit verbundene Erbkämmerer-Recht gingen nach seinem Tod an Wertheim. Im Jahr 1437 wurde die Burg auf Geheiß des Würzburger Bischofs im Zuge einer Strafexpedition gegen den Grafen von Wertheim 11 Tage belagert und teilweise zerstört, jedoch zeitnah wieder aufgebaut.

Die Burg und das Amt Schweinberg blieben auch in den Wirren der Reformation als Würzburger Lehen in wertheimischer Hand. Spätestens im 18. Jahrhundert wurde das Amt Schweinberg mit Hardheim zusammengelegt und von dort verwaltet. Von 1728 bis 1871 wurde die Burg als Steinbruch genutzt, danach wurde die Nutzung als Steinbruch untersagt. 1379 erwirkte Graf Johann I. von Wertheim die Gelnhäuser Stadtrechte für den Ort. Vermutungen liegen nahe, dass die Grafen von Wertheim mit der Erwirkung der Stadtrechte in dem Ort ein Gegengewicht zu dem nur 15 km entfernt gelegenen kurmainzischen Ort Tauberbischofsheim schaffen wollten. Obwohl das Burgdorf in der Frühen Neuzeit eine Stadtmauer und zwei Tortürme besaß gelang der Aufstieg zu einer Stadt nicht.

Die ursprünglichen Ausmaße der Burg sind vor allem an Hand von Plänen nachzuvollziehen. Im Gelände sind noch eine Ringmauer, einige Fundamentreste und der Stumpf des Bergfrieds erhalten. Eine systematische Untersuchung des Burgareals durch die Denkmalpflege fand nicht statt, obwohl mit guter Befundlage zu rechnen ist. Nichtsdestotrotz lässt der mächtige Bergfried die Ausmaße dieser einst für die gesamte Region bedeutsamen Burg aus der Staufer Zeit erahnen. Der quadratische Bergfried hat Seitenlängen von je ca. 11 m und war vermutlich doppelt so hoch wie heute. Ursprünglich war der Turm von außen komplett mit Buckelquadern (Mauerstärke ca. 4 m) verkleidet, von denen nur an der Nordostecke der Außenwand noch einige Schichten zu sehen sind. Erhalten ist vor allem das innere Füllwerk des Mauerwerks, das im sog. Fischgrätenverband ausgeführt ist. Eine Technik, die typisch für die frühe Burgenbauzeit bis in das 12. Jahrhundert ist. Im westlichen Teil befand sich die Vorburg, im östlichen Teil schloss sich ein Gutshof mit Schäferei an.

1437 zerstörte eine Koalition unter der Federführung des Würzburger Bischofs die Burg. Im Zuge der daraufhin folgenden Schlichtungsverfahren wurde noch im selben Jahr ein Schadensinventar verfasst. Diese Fehde-Akte ist erhalten und erlaubt vorsichtige Einblicke in die Bedeutung und Wehrhaftigkeit dieser Burg im ausgehenden Mittelalter. Das Inventar listet Proviant, Hausgerät sowie Waffen und Rüstungsgegenstände auf. Vergleiche mit Inventaren von Burgen ähnlicher Größe legen den Schluss nahe, dass manche Angaben zur Wehrhaftigkeit der Anlage überzogene Forderungen darstellten. Trotzdem geht man davon aus, dass die Burg im Verteidigungsfall mit einer ca. 60 – 100 Mann starken Besatzung und beachtlichem Waffenarsenal ausgestattet war.
Schweinberger Bürger sprechen noch heute vom „Schloss“, nicht von der „Burg“ und legen damit die Vermutung nahe, dass die ursprünglich wehrhafte staufische Burganlage im Laufe der Frühen Neuzeit den Charakter und die Gestalt einer Schlossanlage annahm. Die einzige bekannte Abbildung der Anlage auf einer Gemarkungskarte aus dem Jahr 1616 stützt die These. Dort ist eine dreiflügelige Anlage mit Treppengiebeln zu sehen.


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